Untreue- wie schafft man danach gemeinsam den Weg aus der Krise?

Außenbeziehung, Partnerschaft, Treue

Wie schafft man nach dem Auffliegen oder Beichten eines Seitensprungs es wieder, aufeinander zu zugehen?

Nötige Schritte, um eine solche Paarkrise zu bewältigen (und die Zeit und Geduld auf beiden Seiten brauchen!) sind:

  • Ehrlichkeit von beiden
  • dadurch (wieder) Nähe und Intimität herstellen (die in der Regel verloren ist, weil einer von beiden die Paareinheit durch die Außenbeziehung verlassen hat, aber vielleicht war sie auch vorher schon beschädigt, weil man sich voneinander entfernt hatte)
  • und allmählich wieder Vertrauen zueinander aufbauen, indem man gemeinsam das „aufräumt“, was in der Beziehung schief gelaufen ist.

Ein Teufelskreis: Misstrauen und Kontrolle

Dabei ist es wichtig, den Kreislauf von Misstrauen und Kontrolle zu durchbrechen, denn der Betrogene hat natürlich am Anfang ständig Angst, ob es wieder passieren kann oder ob der Kontakt wirklich abgebrochen wurde. Dies gelingt nur durch das, was ich „vertrauensbildende Maßnahmen“ bzw. „verlässliches Verhalten“ nenne (wie z.B. Whatsapp schicken, wenn es später wird, das Handy nicht mehr verstecken, erzählen, wer bei einem Termin dabei war usw.). Aber der Betrogene muss sich auch dafür entscheiden, wieder vertrauen zu wollen, da es sowieso keine 100% Sicherheit bzw. Kontrolle gibt und ein lang anhaltendes Misstrauen die Beziehung vergiftet. Er muss also einen „Vertrauensvorschuss“ geben (was nicht einfach ist!)

Am Ende muss ein gegenseitiges Verzeihen möglich sein, weil beide erkennen, dass jeder etwas zu der Entwicklung beigetragen hat, nicht nur der, der betrogen hat (siehe auch mein Blog: „Was tun bei einer Außenbeziehung?:  https://wp.me/pazUHD-gO  )

Es ist nicht gut für die Beziehung, wenn einem über eine zu lange Zeit sein Fehltritt immer wieder vorgehalten wird und der andere sich weigert, ihn aus seiner Schuld zu entlassen.

(siehe auch mein Artikel über „Verzeihen und Versöhnen unter therapeutischer Anleitung):

https://wp.me/pazUHD-gU

Eines muss man sich klar machen:

Die Beziehung wird nicht mehr die sein oder werden, die sie vorher war!

Sie hat ihre Unschuld verloren; man ist quasi „aus dem Paradies verstoßen“. Wahrscheinlich möchte aber mindestens einer – oder sogar beide- auch nicht mehr, dass man wieder zum Alten zurück kehrt, denn die Unzufriedenheit hat ja meist zu dem Ausbruchsversuch geführt.

Kann eine solche Krise und das damit verbundene Leid auch rückblickend Sinn machen?

Aus einer Krise kann auch etwas Besseres hervorgehen, wenn man sie gemeinsam bearbeitet, weil man vielleicht jetzt erst wieder spürt, wie wichtig einem der andere ist, den man in der letzten Zeit als zu selbstverständlich hingenommen hat. Man beginnt bestenfalls, sich wieder füreinander zu interessieren, hört dem anderen wieder mehr zu, ist wieder zu mehr Kompromissen bereit, vereinbart neue Rituale der Kommunikation und Freizeitgestaltung.

Vielen Paaren gelingt es, eine solche Krise allein zu bewältigen – manche brauchen dafür eine Paartherapie, damit sie von einer neutralen Fachperson begleitet werden. Rückblickend kann das Paar dann stärker und zuversichtlicher daraus hervorgehen, weil es erfahren hat, dass es eine schwierige Zeit gemeinsam durchgestanden hat.

Wer mehr dazu lesen möchte:

„Von der schwierigen Kunst, treu zu sein: Warum wir betrügen, was wir lieben“, Victor Chu:

https://www.amazon.de/Von-schwierigen-Kunst-treu-sein/dp/3466307716/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&keywords=Victor+Chu%2C+Von+der+schwierigen+Kunst%2C+treu+zu+sein&qid=1578246883&sr=8-1

Petra Schmitz-Blankertz

Petra Schmitz-Blankertz

Paar- und Sexualtherapeutin, Suchttherapeutin, Diplom-Sozialarbeiterin, Heilpraktikerin für Psychotherapie

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