Wieviel kostet eine Paartherapie bzw. eine Sexualtherapie?

Paartherapie, Sexualtherapie

Gibt es eine Chance, dass die Krankenkasse die Kosten übernimmt?

Eine Paartherapie wird grundsätzlich nicht von den  Krankenkassen bezahlt. Ich finde das sehr bedauerlich, weil ich in meiner langen Berufserfahrung schon oft erlebt habe, dass:

  1. eine schwierige Paarbeziehung auf Dauer so belastend ist, dass einer oder vielleicht auch beide Partner psychosomatische Symptome entwickeln können wie z.B. Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Appetitlosigkeit, übermäßiger Suchtmittelkonsum oder sogar eine Depression.  Gleichzeitig erlebe ich in meiner Praxis auch immer wieder, dass
  2. eine gut funktionierende Paarbeziehung eine heilende Wirkung bei einem oder beiden Partnern haben kann. Z.B. wenn jemand unter schwierigen Bedingungen aufgewachsen ist und deswegen wenig Selbstbewusstsein entwickeln konnte oder wenn ein Partner sogar traumatische Erfahrungen gemacht hat. Das kann (zum Teil) über eine gelungene Partnerschaft ausgeglichen werden, so dass sich Menschen durch ihre Liebe auch sehr stabilisieren können.

Deswegen ist es nach meiner Meinung falsch, dass die Krankenkassen grundsätzlich nicht die Kosten einer Paartherapie übernehmen, weil man so  Folgeerkrankungen verhindern könnte (und damit auch Folgekosten). In unserem Gesundheitssystem gibt es seit vielen Jahren jedoch nur die Einzeltherapie oder die Gruppentherapie. Bei der Einzeltherapie braucht man zur Abrechnung mit der Krankenkasse eine „Krankheit“ im Sinne der Diagnosen und damit auch einen sogenannten „Symptomträger“.  Wobei nach meiner Erfahrung nicht immer der, der am Meisten unter der Situation leidet, auch der ist, der das größte Problem hat.

In einigen Beratungsstellen (z.B. von den Kirchen wie Caritas oder Diakonie) werden Paartherapien angeboten. Allerdings sind die Beratungsstellen in den letzten Jahren dazu übergegangen, dass sie von den Klienten einen finanziellen Eigenanteil erfragen- meistens abhängig vom Einkommen.

Hinzu kommt, dass die meisten Beratungsstellen (z.B. Erziehungsberatungsstellen) aufgrund der steigenden Anfragen nur noch Paare beraten, die minderjährige Kinder haben (also keine kinderlosen Paare und keine Paare, wo die Kinder nicht mehr im Haus leben). Meistens haben diese Beratungsstellen auch Wartezeiten und können deswegen den Klienten nicht immer regelmäßige Termine anbieten. Für Menschen mit einem geringen Einkommen lohnt es sich aber auf alle Fälle, in den Beratungsstellen nachzufragen!

Wie hoch sind die Kosten einer Paarberatung/Paartherapie bei mir?

Da ich selbständige Paar- und Sexualtherapeutin bin, zahlen die Klienten die Sitzungen selber. Bei mir kostet eine Paarsitzung (90 Minuten) 110€, womit ich im Vergleich zu meinen Mitbewerbern relativ preiswert bin. (Die meisten Therapeuten nehmen zwischen 130 – 180€ für ein Paargespräch). Ich habe mich sehr bewusst für diesen Preis entschieden, weil ich grundsätzlich vielen Menschen die Möglichkeit geben möchte, sich beraten zu lassen (und nicht nur denen, für die Geld keine Rolle spielt). In Einzelfällen gebe ich auch eine Ermäßigung, z.B. für Studierende oder Menschen mit wenig Einkommen.

Die Kosten der gesamten Therapie hängen natürlich von der Anzahl der Sitzungen ab, wobei man davon ausgehen muss, dass man ein schon längeres Problem nicht mit einem oder zwei Sitzungen beheben kann. Nach meiner Erfahrung können aber 5- 10 Sitzungen schon sehr viel bewirken und klären.

Kommt Ihnen das teuer vor?

Ich habe es mir früher vielleicht auch nicht vorstellen können, wenn z.B. Handwerker über ihre Nebenkosten klagten- aber heute weiß ich, was sie damit meinen. Nicht nur, dass man für jede Sitzung natürlich Einkommenssteuer zahlt, sondern es kommen noch weitere Versicherungen hinzu (Sozialversicherungen, Haftpflichtversicherung, Berufsverband etc.) sowie Miete, Nebenkosten etc. So gehen schon 50-70% der Einnahmen an andere Stellen.

Auch muss man wissen, dass man therapeutische Methoden nicht in einem Studium lernt, sondern diese nach dem Studium in langen, berufsbegleitenden Fortbildungen erworben werden, die der Therapeut in der Regel selber bezahlt.

Und zuletzt ist es nicht nur die eigentliche Sitzung, die ein Therapeut/ eine Therapeutin aufwenden muss, sondern  hinzu kommen Anfragen per Mail beantworten, Sitzungen vor- und nachbereiten, Telefonate führen, Rechnungen schreiben usw.

Ich weiß, dass es für Viele nicht einfach ist, sich zu einer Paartherapie zu entscheiden und dass die Kosten dabei natürlich eine wichtige Rolle spielen. Allerdings sehe ich in meiner Praxis auch regelmäßig Paare, die schon sehr lange unter ihren Konflikten leiden (und eventuell deren Kinder auch!) und sich manchmal erst Hilfe suchen, wenn es (zumindest für einen von beiden) zu spät ist.

Ich habe auch schon erlebt, dass Paare vorher „Maßnahmen“ ergriffen haben- z.B. ein Wochenende nach Paris gefahren sind, um ihre Beziehung zu verbessern, sich dort aber viel gestritten haben. Da stelle ich mir die Frage, ob sie das Geld vielleicht besser in einige Sitzungen innerhalb einer Paarberatung investiert hätten.

Kosten einer Sexualtherapie:

Wenn es um sexuelle Probleme geht, gibt es eine größere Chance, dass die Kosten der Behandlung von der Krankenkasse übernommen werden, weil es hier (im Denken der Krankenkasse) einen „Patienten“ mit einer „Erkrankung“ oder „Störung“ gibt. Das kann z.B. eine Frau mit Vaginismus sein oder ein Mann, der nach einer Prostataoperation Erektionsstörungen hat.

Das Problem ist nur, dass die meisten Psychotherapeuten wenig Erfahrung mit solchen Themen haben bzw. auch oft unsicher bei der Behandlung sind, weil das kein Inhalt des Studiums ist.  Ich bekomme regelmäßig Klienten von Psychotherapeuten oder Ärzten geschickt, die sich mit sexuellen Themen ihrer Patienten überfragt fühlen.

Es gibt Psychotherapeuten, die eine spezielle Zusatzausbildung in Sexualtherapie haben (so wie ich auch) und über einen Krankenkassensitz verfügen. Sie haben allerdings sehr viele Anfragen und haben in der Regel Wartezeiten von bis zu 6 Monaten.

Zum Glück gibt es auch Beratungsstellen, die Sexualberatung anbieten. Hier gilt dasselbe wie bei der Paartherapie, nämlich, dass man in der Regel einen Eigenanteil zahlen muss. Eine gute Adresse bei sexuellen Problemen ist z.B. Pro Familia (die übrigens eine hervorragende Website haben, wo man auch viele Informationen rund um Sexualität, Schwangerschaft und Verhütung findet!)

Was kostet  eine Sexualtherapie bei mir ?

Hier gilt dasselbe wie bei der Paartherapie: es hängt von der Anzahl der Sitzungen und der Dauer ab. Eine Sexualtherapie kann sowohl als Einzeltherapie durchgeführt werden (eine Einzelsitzung dauert 1 Stunde und kostet 80€) oder als Paartherapie. Nach meiner Erfahrung ist eine Paartherapie wesentlich effektiver, da der Partner/die Partnerin in der Regel unter dem Problem leidet und es teilweise auch durch eine falsche Einstellung oder falsche Reaktionen „befeuert“. Auch kann der Partner/die Partnerin bei der Therapie sehr unterstützen, da man meist dem Paar Übungen für zu Hause aufgibt, bei denen sie gemeinsam etwas verändern können.

Auch hier wäre meine Empfehlung:

Warten Sie nicht zu lange, wenn Sie ein sexuelles Problem haben, denn in der Regel wird es nicht von alleine weggehen! Erst vor kurzem  habe ich erlebt, dass ein Mann sich von seiner Frau getrennt hat, weil er nach einigen Paargesprächen erkannt hat, wie unzufrieden er seit vielen Jahren  in seiner Partnerschaft war, da es seit mehr als 10 Jahren keine sexuelle Beziehung mehr gab. Für ihn gab es dann auch keine Möglichkeit mehr, dass durch eine Paar- und Sexualtherapie zu verändern.

Petra Schmitz-Blankertz

Petra Schmitz-Blankertz

Paar- und Sexualtherapeutin, Suchttherapeutin, Diplom-Sozialarbeiterin, Heilpraktikerin für Psychotherapie

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