Neue Formen der Paarbeziehung:
Es gibt heute viele Modelle von Beziehungen oder Familien: homosexuelle Paare mit Kindern, Patchwork – Familien, Alleinerziehende, polyamore Beziehungen, Dreiecksbeziehungen, Fernbeziehungen, Paare mit getrennten Wohnungen (living apart together = LAT) usw. Das Leben ist bunt, wir haben die Wahl – und das ist auch gut so! (Allerdings für die Kinder kann das manchmal verwirrend sein.)
Wie funktioniert eine gelungene Paarbeziehung?
Eine gelungene Paarbeziehung sollte auf mehreren Säulen ruhen: Liebe, Sexualität, emotionale Intimität und ein gemeinsames Ziel/Projekt. (Das gemeinsame Ziel ist für viele Paare ein Kind. Bei kinderlosen Paaren kann es auch ein Haus sein, das man gemeinsam umbaut, ein Geschäft, das man zusammen aufbaut, ein Engagement in einem Verein, für die Umwelt oder eine gemeinsame Religion/ Überzeugung usw.)
Wichtig ist, dass ein Paar die Grenzen der Intimität schützt:
Für die Liebe eines Paares ist es wichtig, den eigenen intimen Raum nach außen abzugrenzen. Das gilt sowohl den Kindern gegenüber, die lernen müssen zu akzeptieren, dass sie nicht bei allem dabei sein dürfen oder immer mitreden können, als auch für die Eltern und Schwiegereltern, die sich nicht ungefragt in die Paarbeziehung einmischen sollten.
Was passiert nun, wenn jemand untreu wird?
Dieser eigene intime Raum eines Paares wird natürlich besonders bei einer Außenbeziehung zerstört. Wenn eine solche herauskommt, dann quält sich der betrogene Partner/die Partnerin* mit Fragen wie:
*(Der einfacheren Lesbarkeit werde ich den Begriff „Partner“ für Männer und Frauen benutzen. Ebenfalls sind sowohl heterosexuelle wie homosexuelle Paare gemeint)
- Hast Du mit ihr/ mit ihm über uns geredet?
- Warst Du mit ihr/ ihm in unserem Lieblingscafé/ an unserem Lieblingsplatz?
- Mit welchem Kosenamen hast du sie/ihn angesprochen?
- Hast du ihr/ihm Geschenke gemacht? Warst Du im selben Geschäft, wo du für mich immer eingekauft hast?
- War sie/er in unserem Haus?
Als besonders kränkend wird erlebt, wenn der Partner mit dem anderen/ der anderen etwas geteilt hat, was bis dahin der intime Raum des Paares war, also das, was man lange nur exklusiv zu zweit miteinander hatte. Die meisten finden es unverzeihlich, wenn der Geliebte/die Geliebte in der eigenen Wohnung oder sogar im gemeinsamen Bett gewesen ist – das ist in der Regel ein absoluter Tabubruch.
Die Formen der Untreue:
Es gibt natürlich verschiedenen Formen von Untreue; z.B. nicht nur die körperliche Untreue, sondern auch die emotionale (z.B. wenn ein Ehepartner zwar eine platonische, aber sehr nahe Beziehung zu einer anderen Person hat, mit der er/sie mehr Zeit verbringt und mehr Dinge bespricht, als mit dem eigenen Partner). Auch macht es sicherlich einen Unterschied, ob es sich um eine kurze Affäre handelt wie bei einem „one-night-stand“ oder um eine Parallelbeziehung, die über Monate oder manchmal sogar Jahre geht.
Warum wird der Partner/ die Partnerin untreu?
Geht ein Partner regelmäßig fremd, so kann eine (unbewusste) Angst vor zu viel Nähe dahinter stecken oder auch ein geringes Selbstwertgefühl, das immer wieder dadurch aufgebaut werden muss, dass man einen anderen Menschen erobern und verführen kann. Im letzteren Falle geht es vor allem um die Selbstbestätigung, und man ist besonders anfällig dafür, wenn es in der eigenen Partnerschaft gerade nicht so gut läuft und man sich falsch verstanden oder vernachlässigt fühlt. Auch kann ein Bedürfnis nach Rache dahinter stehen, wenn man sich schlecht behandelt fühlte.
- Die Unfähigkeit, über sexuelle Wünsche mit dem Partner zu sprechen bzw. die Angst, dass diese von ihm abgelehnt werden
- ein unterschiedliches Bedürfnis nach Sexualität (besonders über die Häufigkeit wird viel in Beziehungen gestritten- das erlebe ich in meiner Praxis immer wieder)
- der Wunsch nach Abwechslung im Alltag/ Flucht aus einer Langeweile
- Die Bestätigung dafür, dass man noch einen „Marktwert“ hat, obwohl der eigene Partner diesen kaum mehr zu sehen scheint und ständig auf den Fehlern herumreitet und kritisiert
- die Angst vor dem Älterwerden/ Midlifecrisis
- eine (unbewusste) Aggression/ Waffe dem Partner gegenüber (z.B. weil man sich ihm gegenüber unterlegen fühlt)
- eine Krise in der Partnerschaft, die vor allem in den Übergangszeiten einer neuen Phase entstehen wie z.B. bei der Geburt eines Kindes, in den Wechseljahren, nachdem die Kinder das Elternhaus verlassen haben, beim Übergang in die Rente, bei Krankheiten etc.
Bei all diesen möglichen Gründen sollte nicht übersehen werden, dass die meisten Menschen, die einen Seitensprung hatten, sagen, dass es sich „einfach so ergeben hat“. Sie waren nicht auf der Suche danach, aber in Zeiten von Dienstreisen und Besuch von Fortbildungen oder getrennten Urlauben können Situationen entstehen, die nicht möglich wären, wenn ein Paar immer zusammen ist.
Weiterlesen in meinem nächsten Blog zum Thema Untreue:https://paar-fit.de/treue-ist-sie-fuer-eine-liebesbeziehung-wichtig/
https://paar-fit.de/untreue-wie-schafft-man-danach-gemeinsam-den-weg-aus-der-krise/